Hallo
meine Lieben!
Jetzt
ist es wieder einige Zeit vergangen, seit ich mich das letzte Mal
gemeldet habe. Ich hatte bis letzte Woche Samstag kein Internet und
ab da konnte ich mich nicht so ganz dazu aufraffen, einen Post zu
schreiben. Der kommt aber jetzt!
Vor
4 Wochen konnte ich sagen: „Adiós Alemania, hallo
Argentinien!“. Einen knappen Monat bin ich nun hier in diesem
Land. In diesem Land, das so vollkommen anders ist als Deutschland
und doch auch gewisse Gemeinsamkeiten mit meiner Heimat hat.
Aber
ihr könnt mir gerne glauben, die Verschiedenheiten überwiegen
deutlich!
Ich
zähle euch mal 10 auf, denn nach 4 Wochen Argentinien fällt einem
doch schon einiges auf.
Das
Klischee mit der Unpünktlichkeit stimmt zumindest hier nicht, wenn
man mal von der Schule absieht. Bisher ist jeder immer pünktlich zu
jeder Verabredung gekommen und auch wenn ich hier Sport habe und
meine Gastmama mich fährt bin ich pünktlich.
Argentinier
müssen immer Recht
haben. Diskutieren sie mal über etwas, endet das darin, dass nach
ca. einer halben Stunde angeregter, meist auch ziemlich lauter
Unterhaltung eine Wette abgeschlossen wird. Meist ist der
Wetteinsatz Geld, aber ich hab noch nie jemanden auch nur einmal den
Wetteinsatz tatsächlich einlösen sehen.
Schon
mal gewundert, warum Che Guevara als ersten Namensteil Che
hat?
Che Guevara war Argentinier und diese setzen so an ca. jeden 2 Satz
am Anfang ein Che.
Gut, ich glaube nicht, dass Che Guevara deswegen ein Che
im Namen hat, aber trotzdem, das Che
ist in jeder echt argentinischer Unterhaltung ein Muss. Was das
bedeutet? So genau kann man das nicht sagen, mein Wörterbuch mein
folgendes: che:
¡~!,
he!, hör mal!
Andere beliebte Wörter hier: boludo
(Idiot), tonto (dämlich, dumm), loco (verrückt)
Ich wohne in der Provinz mit der
höchsten Bevölkerungsdichte, aber dennoch siehst du, wenn du von
meinem Ort aus nach San Miguel de Tucumán fährst vor allem eines:
nichts.
Die Straßen sind teilweise
ungeteert. Die, die dann doch geteert sind, haben tausende Risse und
Huppel.
Die meisten Jugendlichen haben
keinen Führerschein, fahren aber trotzdem Auto. Der Polizei ist das
ziemlich egal, ich hab mich inzwischen an den Anblick 13-jähriger,
autofahrender Jungen gewöhnt.
Auf den Straßen gibt es spezielle
Huppel, damit man langsamer fährt. Worin das dann endet? Man gibt
Vollgas, bremst dann kurz vor diesen Huppeln kurz ab und ist man
über diese rüber, wird wieder aufs Gaspedal gedrückt. Sehr
sinnvoll also.
Auf der Straße sind überall Hunde.
Das sind nicht mal Straßenhunde, die meisten gehören zu Familien,
trotzdem laufen sie auf den Straßen rum, ist vollkommen normal
hier.
Die
Siesta wird hier strengstens eingehalten. Von 1 Uhr bis 4 oder 5 hat
eigentlich nichts offen, da die meisten Leuten da sowieso nicht
rausgehen. Meine Gastschwestern schlafen da auch immer, bei anderen
weiß ich es nicht. Ich selber kann um diese Zeit nicht schlafen.
Das wirkt sich darin aus, dass ich dauerhaft müde bin da man
natürlich auch nicht vor 12 um ins Bett geht.
Ich melde mich demnächst
auch mit einigen Fotos wieder, habt bitte ein wenig Geduld mit mir :)
Übrigens: Ich freue
mich über jedes einzelne Wort, dass ich von euch bekomme! Vielen
vielen Dank für die Unterstützung, die ich aus Deutschland und auch
aus anderen Ländern von anderen Austauschschülern bekomme, ihr
helft mir sehr!
Also, bis zum nächsten
Mal, allerbeste Grüße und eine Umarmung von der anderen Seite der
Welt,
Johanna
PS: Marcus, ich glaube,
ohne deine Musik wäre ich verloren, ich höre Raphael Saadiq und
Janelle Monáe in Dauerschleife!